Mein Tag in Zeiten von Corona - 7

29.04.2020

Das Interview mit Jörn Diercks führten wir Ende April.

Corona fordert uns alle. Schulleitungen tragen viel Verantwortung, in diesen Tagen ist das besonders deutlich. Wir sprachen für unsere Reihe mit Jörn Diercks, Schulleiter und Personalratsvorsitzender im Rhein-Sieg-Kreis.

Sh: Wie erleben Sie die aktuelle Situation?

Jörn Diercks: Ich erlebe diese äußerst ungewöhnliche Situation aus verschiedenen Perspektiven. Als Schulleiter ist es schon eine sehr stressige Situation, es gibt noch immer Vieles zu klären, Informationen und Vorgaben ändern sich ständig, der Zeitdruck und die hohe Verantwortung sind spürbar. Gleichzeitig merkt man aber wie ein Kollegium nochmal zusammenrückt, Verantwortung übernimmt und sehr selbstständig und engagiert arbeitet, das erfüllt mich mit Freude und auch mit Stolz. In der Krise zeigt sich auch, dass hier in Sankt Augustin, wo ich Schulleiter sein darf, eine sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Schulträger möglich ist und wir viele Probleme auf dieser Ebene zugunsten der Kinder und Eltern, aber auch der Kolleginnen und Kollegen schnell klären können.
Als Personalratsvorsitzender im Rhein-Sieg-Kreis spüre ich doch viel Verunsicherung in Schulleitungskreisen, wie aber auch in Kollegien, da eben viele Informationen nur lückenhaft und schleppend kommen, oder sich oft ändern, und da man Angst um die eigene Gesundheit aber natürlich auch um die der Schülerinnen und Schüler hat. Dies ist mehr als verständlich.
In beiden Funktionen erlebe ich auch viele innovative und kreative Momente, z.B. im Bereich der Kommunikation über digitale Medien, sowohl dienstlich als auch privat. Es gibt einiges, was auch in bald hoffentlich wieder normalen Zeiten Bestand haben könnte. Vor allem aber das Zusammenhalten und Miteinander auf den verschiedensten Ebenen.

Sh: Wie gehen Sie damit um?

Diercks: Schulisch und in der Personalratsarbeit versuche ich Fragen zu beantworten, Planungen zu beraten und zwischen verschiedenen Positionen zu vermitteln. Ich versuche Probleme offensiv anzugehen, aber eben auch manchmal geduldig zu warten, bis die Informationslage klar ist, um nicht übereilt zu handeln. Es hilft, viel mit anderen Menschen zu kommunizieren, sei es mit Eltern und Kindern, die sehr verständnisvoll reagieren und die Situation dadurch mittragen. Wir sprechen viel im Schulleitungsteam aber eben auch im Kollegium, um zu guten Lösungen für alle zu kommen und Transparenz über Notwendigkeiten herzustellen. Ich vertraue sehr auf das eigenständige Handeln meines Kollegiums, dass ich mich darauf verlassen kann, hilft mir. Wir helfen uns auf Schulleitungsebene in der Kommune und in der Zusammenarbeit mit dem Schulträger, indem wir Informationen, Ideen, Materialien austauschen. Auch die Informationen, die innerhalb des VBEs oder über die Stufenvertretungen kommen, und dass ich dort meine Fragen loswerden darf oder auch mal meine Meinung sagen kann, helfen mir in meiner Arbeit sehr. Alles in allem muss man sagen, dass man als Team weiterkommt.
Ein großer Unterschied liegt in der Büroarbeit bzw. im Ort der Büroarbeit, die mal in der Schule und mal im Homeoffice erledigt wurde, beides hat etwas für sich und könnte auch für die Zukunft nach Corona eine gute Arbeitsweise sein. Durch den Wechsel zwischen Büro in der Schule und dem Homeoffice konnte ich meine Arbeit anders strukturieren, die daraus resultierenden positiven Effekte würde ich gerne beibehalten.

Sh: Welche Tipps haben Sie für den Berufsalltag?

Diercks: Ich versuche in allen Bereichen mit der nötigen Gelassenheit und Ruhe Probleme anzugehen, hilfreich ist wie erwähnt das Entwickeln von Lösungen im Team. Hier zahlt sich gegenseitiges Vertrauen sehr aus.  Das kann ich nur so als Tipp weitergeben, die meisten Herausforderungen lassen sich im vertraulichen Miteinander besser lösen als durch Dienstanweisungen. Hilfreich ist es aber auch, sich nicht 24/7 mit Corona zu beschäftigen, das ist zurzeit allerdings schwer.

Sh: Was bedeutet das für den eigenen Alltag?

Diercks: Da das mit der Gelassenheit nicht immer so einfach ist, helfen mir längere Wanderungen durch das Bergische Land, um wieder runter zu kommen und Stefan Behlau mit Wandertipps zu versorgen, oder das abendliche Zaungespräch mit dem Nachbarn im richtigen Abstand …einfach mal andere Themen oder Sorgen, die einen selbst wieder erden und Herausforderungen des Berufsalltags richtig einordnen.
Man muss sich mit vielen Einschränkungen z.B. beim Einkaufen arrangieren, aber das geht eben alles auch. "Hauptsache gesund!" heißt es ja überall.  Klar würde ich mich aber sehr darüber freuen, sich mal wieder mit Freunden zu treffen, zu klönen, mal wieder richtig Sport zu treiben, es gibt Vieles was im Alltag sehr fehlt - aber das kommt wieder, da bin ich mir sicher!

Text: Sh

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